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Waldenbuch:

"NEBENAN" - Wie leben Menschen in der Nachbarschaft von Ausschwitz?

Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man als Geburts- oder Wohnort Dachau angeben muss? Dieser Gedankengang war der Beginn eines Fotoprojekts, das aktuell im Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch gezeigt wird. Für die Ausstellung „Nebenan. Die Nachbarschaften der Lager Ausschwitz I - III“ reisten die beiden Stuttgarter Fotografen Kai Loges und Andreas Langen nach Ausschwitz, um zu zeigen, wie das alltägliche Leben an einem Ort des Grauens stattfinden kann.

Wie lebt es sich im Schatten einer einstigen Mordstätte? Wie funktioniert das Zusammenleben und das Erinnern? Um dem Zusammenspiel zwischen Alltag und Grauen näher zu kommen, reisten die beiden Stuttgarter Fotografen Kai Loges und Andreas Langen zwischen 2015 und 2017 für mehrere Wochen zu unterschiedlichen Jahreszeiten nach Ausschwitz. Eine Dolmetscherin vor Ort besorgte ihnen Kontakte für erste Interviews und Aufnahmen.

„Dann haben sich aber auch viele Zufallsbegegnungen ergeben. Wir sind da mit der Kamera rum gelaufen und haben unsere Kamera eben nicht auf das Lager gerichtet, sondern auf irgendwelche Gärten und Häuser. Und da taucht dann oft schnell die Frage auf von den Bewohnern: Was machen Sie hier eigentlich?", berichtet Fotograf Kai Loges.

Wenn sie ihr Vorhaben und Projekt dann erklärten, gab es eine große Offenheit seitens der Bewohner, berichtet Loges weiter. Denn das eigene Schicksal dieser Menschen stünde meist im Schatten. Viele seien deshalb dankbar gewesen über das Interesse der beiden Fotografen. Doch wie ist es jetzt „Nebenan" zu leben – in der direkten Nachbarschaft der Lager von Ausschwitz?

„Die Leute gehen sehr unterschiedlich damit um. Wir haben alles erlebt. Zwischen völligem Ausblenden, nichts davon wissen wollen, bis hin zu Menschen, deren Leben grundsätzlich davon geprägt ist, von dieser Erfahrung und Traumatisierung und der Nähe. Also vor allem bei älteren Menschen, die Vertreibung erlebt haben", erklärt Loges. Ein Mann habe beispielsweise einfach einen Wald zwischen seinem Haus und dem Lager gepflanzt, um Distanz zu schaffen, erinnert sich Loges.

Seit dem 26. November ist die Ausstellung im Museum der Alltagskultur im Schloss Waldenbuch zu sehen. Aus hunderten Bildern wurden exemplarisch knapp 60 für die Ausstellung ausgewählt.

„Ich finde, dass Spannende ist eben, wenn die Menschen erst mal an Holocaust denken, man erst mal diese sehr erschreckenden Bilder im Kopf hat, von Leichenbergen und etc. Und das zeigen die Bilder ja eben nicht. Sie zeigen ja was sehr Alltägliches. Situationen, die wir alle irgendwie nachvollziehen können, der Spielplatz oder wenn man die Wäsche aufhängt", erklärt die wissenschaftliche Volontärin des Museums Verena Plath.

Oft taucht erst auf den zweiten Blick dann das Thema Holocaust auf. Um tiefer in die Geschichten der Bilder einzusteigen, lohnt sich der Blick auf die beigefügten Texttafeln, die das Gesehene mit Hintergrundwissen füttern.

Die Besucher der Ausstellung können sich vor Ort aber auch mit ihrer eigenen Erinnerungskultur und Nachbarschaft auseinandersetzen – denn schreckliche Orte, die an die NS-Zeit erinnern, gibt es auch in unserer Region. Wenn auch nicht so hochkonzentriert wie in Ausschwitz.

Bis zum 8. Mai 2022 ist die Ausstellung noch zu sehen. Über die aktuelle Besucherregelung bezüglich der Corona-Pandemie kann sich tagesaktuell auf museum-der-alltagskultur.de informiert werden.

(Zuletzt geändert: Montag, 29.11.21 - 15:54 Uhr   -   1806 mal angesehen)
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