Burg Hohenzollern:
Auseinandersetzung mit der NS-Zeit - "Führer und Verführer" sorgt für ausverkauftes Open Air Kino
Schon seit 20 Jahren werden im Hof der Burg Hohenzollern Filme gezeigt. Doch in diesem Jahr betraten die Hechinger Kinos zusammen mit der Burgverwaltung Neuland. Am Freitag-Abend flimmerte „Führer und Verführer“ über die Leinwand, ein Film, der die NS-Zeit aus der Täterperspektive zeigt. Eher leichtere Kost gibt es am Samstagabend mit dem Double Feature „Downton Abbey“ und „Die drei Musketiere - Milady“.
Die Burg Hohenzollern am Freitag im Abendlicht. Die Fahne weht und verkündet die Anwesenheit des Hausherren. Denn es ist für Georg Friedrich Prinz von Preußen wohl einer der wichtigsten Abende in einundzwanzig Jahren Open Air-Kino-Geschichte. Es läuft „Führer und Verführer" - ein Film, der dem Prinzen besonders am Herzen liegt.
"Der Film ist wichtig, weil er sich mit dem dunkelsten Kapitel des 20. Jahrhunderts und überhaupt von uns Deutschen auseinandersetzt und zeigt eine ganz neue Perspektive, die eben auch – so verstehe ich den Film, das habe ich auch aus den Gesprächen mit dem Regisseur Professor Lang mitgenommen – den Menschen auch die Möglichkeit geben soll, sich selber auch ein Bild davon zu machen", sagte Georg Friedrich Prinz von Preußen.
Der Film stellt die NS-Zeit auf der einen Seite aus der Täterperspektive dar und zeigt Hitler, Goebbels und andere führende Nazis als ganz normale Menschen, verschweigt auf der anderen Seite aber auch nicht die Gräuel von Krieg und Völkermord. Trotz dieser harten Kost: Das Interesse an diesem Film ist groß.
Ralf Merkel von den Hechinger Kinos: "Die Resonanz ist erfreulicherweise sehr, sehr gut dieses Jahr, wir haben heute Abend mehr oder weniger ausverkauft, wir müssten jetzt wahrscheinlich sogar noch ein paar Stühle zusätzlich herholen, von dem her ist es dieses Jahr also überraschenderweise für einen Film, der jetzt nicht ganz so einfach ist, durchaus erfreulich, dass es so viel Resonanz gibt."
Und Prinz Georg Friedrich von Preußen sagte: "Natürlich ist ein Indikator, dass man sagen kann, wir sind ausverkauft, daran kann man das Interesse ablesen, man kann es aber auch schon oder konnte es in der vergangenen Woche daran ablesen, dass wir noch nie so viele Karten im Vorverkauf verkauft hatten, und das zeigt eben, dass die Menschen sich auch bewusst mit diesem ja nicht ganz einfachen Film auseinandersetzen möchten."
Auch Regisseur Joachim Lang war an diesem Abend anwesend. Der studierte Historiker erklärte in einer kurzen Einführung, warum er den Film gemacht hat, den er als ganz wichtigen Film in seinem Leben bezeichnet. "Ich finde die Auseinandersetzung mit der Geschichte unerlässlich wichtig", so Lang. "Es muss sein, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, für mich gilt das Zitat des Holocaust-Überlebenden Primo Levi „Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen", das ist der Kern dessen, was wir zu sagen haben, deswegen habe ich den Film gemacht."
Schon mit 13 Jahren, so Lang, habe er das Buch „Der SS-Staat" gelesen. Das habe sein Interesse an Geschichte im Allgemeinen und an der NS-Zeit im Besonderen geweckt. "Ich beschäftige mich eigentlich schon, seit ich politisch denken kann, mit der Frage, wie war es möglich, dass die Mehrheit der Deutschen Hitler & Co. im Krieg und Holocaust, in die größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte gefolgt sind, er hat sehr viel Kraft gekostet, ich glaube, so einen Film kann man nur einmal im Leben machen", sagte Lang.
Eher leichtere Kost verspricht der zweite Filmabend auf der Burg Hohenzollern. Im Double Feature „Adel verpflichtet" läuft zunächst „Downton Abbey". "Im Anschluss haben wir morgen Abend auch noch „Die drei Musketiere – Teil 2 – Milady", das ist die Fortsetzung vom Teil 1 D'Artagnan vom letzten Jahr, und der ist letztes Jahr hier beim Open Air Kino so super angekommen, da haben wir gesagt, wir werden auf jeden Fall dieses Jahr versuchen, diesen zweiten Teil hier auf der Burg zu zeigen, und von dem hier haben wir am Samstagabend wirklich hier noch mal ein tolles Highlight", so Merkel.
Ausverkauft war diese zweite Vorstellung zumindest am Freitagabend noch nicht. Am Samstagabend ist ab 19:30 Uhr Einlass, um 21 Uhr startet dann der erste Film.