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Töchter im Familienunternehmen

Dass Töchter bei der Unternehmens-Nachfolge den Vorzug vor ihren Brüdern bekommen, ist nach wie vor eine Ausnahme. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie. Ihre Autorinnen wollen Mut machen und haben die Initiative "Generation Töchter" gegründet. Sie zeigen, wie weibliche Nachfolge gelingt und Unternehmen erfolgreich verändert.

Bewertung: 3 von 3 DaumenDie Zahl der Übernahmen von Familienunternehmen durch Töchter steigt zwar. "Meist aber kommen sie nur dann zum Zug, wenn es keine Brüder oder männliche Konkurrenten gibt", beschreibt die Mergers&Acquisitions-Beraterin Kerstin Ott die aktuelle Lage. Die Betriebswirtschaftlerin hat zahlreiche Unternehmensnachfolgen begleitet. Ihrer Ansicht nach sollte jedoch unabhängig vom Geschlecht das Familienmitglied übernehmen, das mit seiner Motivation und Qualifikation am besten geeignet ist. Ein Kulturwandel habe zwar eingesetzt, so Ott, die Entwicklung steht ihrer Ansicht nach jedoch noch ganz am Anfang.

Aus Sicht der promovierten Soziologin Daniela Jäkel-Wurzer kann eine weibliche Nachfolge zu einer offeneren Unternehmenskultur führen. Die Beraterin für Unternehmerfamilien hat beobachtet: "Töchter führen anders und verändern die Unternehmen in charakteristischer Weise. Sie lösen den oft noch patriarchalisch geprägten Führungsstil der Väter ab und delegieren weitaus mehr." Das geschieht Jäkel-Wurzer zufolge nicht zuletzt aus praktischen Gründen: Um Beruf und Familie zu vereinbaren, machen sich Töchter in bestimmten Bereichen eher entbehrlich. Die Folge: Mitarbeiter werden stärker in Entscheidungen einbezogen und erhalten mehr Kompetenzen.

Töchter stehen zunächst vor ähnlichen Herausforderungen wie Söhne, so Jäkel-Wurzer weiter: „Sie müssen neue Strukturen etablieren, die das Unternehmen zukunftsfähig machen, sich den Rückhalt der Familie sichern und die Mitarbeiter für den Veränderungsprozess ins Boot holen." Der Studie zufolge führen Nachfolgerinnen oft eine längere Zeit gemeinsam mit ihrem Vater im Tandem. Das bringe zwar Vorteile wie zum Beispiel das Nutzen der Netzwerke des Vaters, aber auch die Gefahr, den Absprung zu verpassen. Für Töchter sei es daher entscheidend, mit dem Vater auf Augenhöhe zu kommen, den eigenen Führungsstil zu finden und die Übernahme konsequent durchzusetzen. Wichtig sei darüber hinaus ein gemeinsam gestalteter und verabschiedeter Fahrplan, in dem die Übergabe der Aufgaben und die finale Übernahme geklärt sind: „Ein Aspekt der besonders wichtig wird, wenn der Vater, allen Abmachungen zum Trotz, nicht loslassen kann und will."

Kerstin Ott und Daniela Jäkel-Wurzer haben nun zusammen eine Studie zu weiblichen Unternehmensnachfolgen durchgeführt, eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Töchterrollen in Familienunternehmen. Jäkel-Wurzer und Ott reisten vier Monate durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und sprachen mit Nachfolgerinnen aller Unternehmensgrößen und Branchen. Die für das Buch ausgewählten 28 Porträts geben Einblick in die Führungsstrategien der erfolgreichsten Familienunternehmerinnen und zeigen, wie Firmen von einer weiblichen Nachfolge profitieren können. Eine wichtige Aussage der Studie: Zwei Drittel der befragten Nachfolgerinnen haben keine Brüder. Und in der großen Mehrheit der Fälle sind die Brüder jünger. Dennoch sind diese Frauen für die beiden Studien-Autorinnen keine Notlösungen: „Alle weiblichen Nachfolgerinnen sind sehr qualifiziert und erfolgreich." Mit einem Buch, in dem sie ihre Studie veröffentlichen, wollen Jäkel-Wurzer und Ott Töchtern Mut machen, sich der Herausforderung Nachfolge zu stellen. Es ist erschienen bei Springer Gabler und heißt "Töchter im Familienunternehmen". Außerdem haben sie die Initiative "Generation Töchter" ins Leben gerufen.

Rosely Schweizer ist eine der Unternehmerinnen, die in dem Buch zu Wort kommen. Seit 2007 ist die älteste Tochter von Rudolf-August Oetker Beiratsvorsitzende der Oetker-Gruppe. Sie schreibt im Geleitwort: „Viele Jahre meines Lebens verbrachte ich bei meiner Großmutter Käthe Ahlmann. Sie war mein Vorbild und sagte mir, wenn ich wirklich etwas will, dann schaffe ich es auch".

Töchter im Familienunternehmen
Kerstin Ott und Daniela Jäkel-Wurzer
Springer Gabler

deutsch
8. Oktober 2014
3662443325
978-3662443323
€ 39,99

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(Zuletzt geändert: Sonntag, 16.11.14 - 22:48 Uhr   -   1951 mal angesehen)
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