Tübingen:
Riesenspektakel mit langer Tradition: das Tübinger Stocherkahnrennen
Es ist ein Riesenspektakel mit langer Tradition: Das Tübinger Stocherkahnrennen. Schon seit fast 70 Jahren messen sich die Studentenverbindungen, aber schon seit längerem auch studentische Initiativen bei diesem in dieser Form einmaligen Wettbewerb. Seit einigen Jahren wird dieser an Fronleichnam ausgetragen. So auch am gestrigen Donnerstag. 47 Teams waren mit ihren Kähnen auf dem Neckar unterwegs.
Wenn die Eberhardsbrücke voller Menschen ist und sich auch auf der Platanenallee die Leute drängen, dann weiß in Tübingen jeder: Es ist wieder Stocherkahnrennen. Und das fing wieder mit dem Kostümwettbewerb an. Erster war der Akademische Ski Club Tübingen. Dieser war mit einem Madagascar-Kahn am Start. Die Teammitglieder hatten sich als Figuren aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm verkleidet und tanzten zu „I like to move it".
Den zweiten Platz belegte ein aufwendig gestalteter Stocherkahn unter dem Motto "Sommerfest": mit Strandbar und Liegestühlen. Und Platz 3 ging an die AG Stuttgardia. Die Verbindung hatte sich dem Thema Hawaii gewidmet und sogar einen qualmenden Vulkan auf den Stocherkahn bekommen.
Ansonsten viel Spektakel beim Kostümfest: eine Horde pinker tanzender Affen, die auch schon im vergangenen Jahr zu bestaunen war. Nicht Only Fans sondern "Only Kahns" war das Motto eines weiteren Kahns mit leicht bekleideten Frauen und Männern und Botschaften wie "Kleidung ist keine Einladung". Ferner als Radprofis verkleidete Stocherkahnisten. Statt Tour de France hieß es "Tour de Tübi". Aber auch ernste und politische Töne wurden angeschlagen: Ein Kahn erinnerte an die bei der Flucht über das Mittelmeer Getöteten. Anstelle des Teams waren zahlreiche Grablichter an Bord.
Um 14 Uhr dann startete das Rennen. Schon früh konnte sich ein Kahn absetzen, doch zwei weitere Kähne waren ihm dicht auf den Fersen, so dass sich ein Führungstrio bildete. Aber beim Stocherkahnrennen geht es ja nicht nur darum zu gewinnen. Viel wichtiger für die Teams: nicht Letzter zu werdem.
Zum Reglement. Jedes Boot muss das Nadelöhr zwischen Eberhardsbrücke und Neckarinsel zweimal durchqueren. Dort kann es dann schon sehr eng zugehen, und so passiert es schon mal, dass ein Stocherer über Bord geht. Die Kähne verkeilen sich in der engen Durchfahrt, dadurch bildet sich ein Stau.
Am Ende hat die Akademische Turnverbindung Arminia das Stocherkahnrennen gewonnen. Die Alte Straßburger Burschenschaft Germania wurde Letzter und musste den Lebertran trinken, wird aber dafür im kommenden Jahr das Stocherkahnrennen ausrichten.