Frankfurt am Main:
Wie sich die Region Neckar-Alb auf der Messe TechTextil in Frankfurt präsentiert
Technische Textilien. Das sind alle Textilien, die keinen ästhetischen oder dekorativen Zwecken dienen wie zum Beispiel Mode oder Tischdecken, sondern vielmehr wegen ihrer technischen und funktionellen Eigenschaften verwendet werden. Die Anwendungsbereiche reichen vom Pflaster über Schutzkleidung und Autositze bis hin zum Zelt. In Frankfurt am Main findet gerade die weltweit wichtigste Messe für technische Textilien statt, die Techtextil. Und die Region Neckar-Alb ist da ganz vorne mit dabei - mit 25 Ständen verteilt über die ganze Messe.
Wir sind in Frankfurt am Main, nicht weit vom Messeturm entfernt. Schon am Eingang zur Messe TechTextil präsentiert sich die Region Neckar-Alb als „Heimat technischer Textilien".
Durchsichtiges Kunstleder
Ein Blickfang ist ein leuchtender Autositz. Kunstleder, das durchsichtig erscheint. Denn aus dem Inneren heraus scheint das Logo zu leuchten. Wir sind am Stand von Mayer TechConcepts aus Meßstetten-Unterdigisheim. "Das Besondere ist, dass es von uns ein entwickeltes Kunstleder ist, das diese Durchleuchtung ermöglicht", sagt Michael Steidle von der Mayer GmbH TechConcepts. "Das heißt, Sie können das in jeder Form gestalten, in jeder Größe und die Piktogramme oder die Logos auch frei gestalten."
Das Portfolio des Unternehmens erstreckt sich aber nicht nur auf Autositze. Im Mittelpunkt stehen innovative Lösungen für technische Textilien. Die Messe TechTextil ist deshalb für die Firma von entscheidender Bedeutung:
"Oh, die ist ganz wichtig die Messe", so Steidle, "diese ist eigentlich die wichtigste Messe, zum einen als Festlegung des Standpunktes sind wir richtig? Was machen wir für unsere Entwicklung? Und das zweite Was entwickelt der Rest? Wo geht die Reise hin? Und hier trifft man Cluster, die für uns, für unseren Standort in Deutschland sehr wichtig sind."
Direkt nebenan: Die Firma Eschler Textil aus Balingen. Das Unternehmen stellt vor allem Medizintextilien her, aber auch Reinigungs- und Spezialtextilien. "Für uns ist die TechTextil eine sehr wichtige Messe, eigentlich die Plattform für uns als Technische-Textilien-Hersteller", sagt Matthias Eschler, "es ist die Leitmesse für die gesamte Industrie weltweit gesehen."
Wie ein Schildkrötenpanzer: Außen robust, innen weich
Um Schutzbekleidung geht es bei der Firma Edelweiss aus Albstadt. Das Unternehmen strickt Stoffe mit Hilfe von Maschinen. Diese können dann beispielsweise beim Militär oder als Arbeitsschutzkleidung getragen werden.
"Die Neuheit für dieses Jahr ist ein sogenanntes Turtle Shell, eine Schildkrötenhaut, die außen ganz besonders stabil ist", sagt Andreas Fries von der Herter Edelweiss Jersey GmbH & Co. KG. "Also, man kann sich vorstellen, eine Schildkröte kann überall anecken und tut sich nicht weh, aber innen weich."
Den Stand teilt sich die Firma Edelweiss mit Röcker + Kohler aus Ofterdingen. Im Mittelpunkt hier: die Herstellung hochpreisiger Stoffe – auch aus zum Teil ungewöhnlichen Ausgangsmaterialien:
"Wir haben tatsächlich eine Kooperation auch mit der Uni Hochschule Niederrhein und arbeiten gerade aktuell an einem Projekt, das sich AlgaTex nennt. In dem werden Algen, Teich, Algen zu Flächen verarbeitet", sagt Stefanie Hirschmüller von Köhler + Röcker.
Trigema nur als Kunde
Große Namen wie Groz-Beckert aus Albstadt oder CHT aus Tübingen finden sich auf der Messe ebenso wie kleinere Unternehmen oder sogar Start-Ups. Insgesamt sind es 25 Aussteller aus der Region Neckar-Alb, die auf der TechTextil zu finden sind.
"25 Aussteller ist phänomenal, wir sind da sehr glücklich drüber, dass wir mit so einer starken Textilregion hier präsent sein dürfen", sagt Dr. Stefan Engelhard von der IHK Reutlingen.
Am Stand der Firma Eschler hatte die IHK Reutlingen die Aussteller aus der Region zu einem kleinen Austausch eingeladen.
Mit dabei auch Wolfgang Grupp junior, der Anfang des Jahres die Führung der Firma Trigema von seinem Vater übernommen hatte. Für ihn war es das zweite Mal auf der Messe. Trigema ist nicht mit einem eigenen Stand vertreten, tritt aber als Kunde auf.
"Gerade bei der TechTextil suchen wir natürlich immer nach neuen Maschinen, gerade auch im Konfektionsbereich, auch im Automationsbereich", sagt Grupp junior. "Was es da auch immer wieder neues gibt, dass man da neue Projekte zum Beispiel startet und natürlich auch einfach zu gucken, wie können wir den Arbeitsprozess optimieren?"
Es fehlt an Nachwuchs
Ebenfalls zu Gast: Linda Klopsch. Als Geschäftsführerin des Texoversums in Reutlingen ist sie vor allem für Aus- und Weiterbildung zuständig. "Ein großes Thema ist natürlich, dass es deutlich zu wenig Azubis gibt", sagt Klopsch. "Also, die Firmen haben gute Angebote, die sind tolle Firmen, die eben auch ausbilden möchten, wie zum Beispiel Produktionsmechaniker Textil ausbilden möchten, die Produktveredler oder Textillaboranten ausbilden möchten. Aber da haben wir einfach das Problem, dass es zu wenig Auszubildende gibt."
Aber es gibt auch Lichtblicke – beispielsweise bei der Firma Edelweiss. Dort setzt die Geschäftsführung auf Verjüngung - und das mit Erfolg. "Unser Eigentümer und neuer Geschäftsführer ist sehr jung, und er hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur mit älteren Leuten wie mir zu arbeiten, sondern älteren Leuten die Gelegenheit zu geben, Jüngeren etwas Erfahrung mit abgeben zu können", sagte Andreas Fries. "Weil so jung wie er ist, muss er noch 30 Jahre arbeiten und mit jungen Menschen, die gerade Textilingenieure werden und auch in der Region ausgebildet werden, kann man sich keinen besseren Kollegen vorstellen."
Viel Gesprächsstoff gab es dann jedenfalls noch auf der Standparty beim Messeauftritt von Baden-Württemberg. The Länd feierte seine Textilindustrie – und die Region Neckar-Alb mittendrin.
